Freude und Zuversicht – reicht das nicht?

Bei Facebook las ich kürzlich von einem Vorfall in der Frankfurter Straßenbahn: Eine asiatische Studentin wurde von einer deutschen Mitbürgerin beschimpft und verunglimpft. Warum? Sie hustete. Sie solle nach Hause abhauen, weil die Asiaten das Coronavirus einschleppen würden und ob sie sie anstecken wolle. Die weinende junge Frau wurde von ihren Kommilitonen getröstet und eine mitreisende Deutsche wies die Frau, die völlig außer sich über die Studentin herzog, zurecht. Der Verfasser des Posts belässt es leider nicht beim Lob der Zivilcourage der Mitreisenden. Er stellt die Deutschen wieder einmal unter den Generalverdacht der Ausländerfeindlichkeit in dem er fragt: „Ist es schon wieder so weit? Sind wir schon wieder da angelangt?…“u.s.w. Wir erhalten mit erhobenem Zeigefinger eine Warnung vor latenter Ausländerfeindlichkeit der Deutschen. Freude allein über das Eintreten von Menschen für andere darf nicht aufkommen. Der Finger muss moralisch belehrend in „die Wunde“ gelegt werden.

Dazu folgende Schrift:

„…..Neue Zuversicht entsteht nicht im Herumlärmen, darin, sich mit der eigenen Meinung wichtig zu machen. Erst recht nicht darin, dass man Panik auslöst, denn so werden Menschen blind vor Angst und wissen sich nicht mehr zu helfen oder fuhrwerken ohne Sinn und Verstand herum. Diese Art von Pessimismus ist wirklich die Pest. Um uns herum lebt dieser Pestizismus: In manchen politischen Äußerungen, die uns in Angst und Schrecken versetzen wollen. In Horrorgemälden, die den Untergang der Welt heraufbeschwören. Das lähmt – oder es macht aggressiv. Angst lässt das Meer nur immer bedrohlicher werden je mehr man sich hineinsteigert, desto schlimmer wird es. …..

……Einen Anker im Leben zu haben versinnbildlicht Erdung statt Abgehoben sein, Bodenhaftung statt ziellosem sich Treibenlassen oder wild gewordenem Agieren. Was braucht diese Welt notwendig: Klaren Sinn für die Realität, Achtung vor dem menschlichen Leben von der ersten bis zur letzten Sekunde und leidenschaftliche Visionen für das respektvolle Zusammenleben von Menschen. Wir brauchen getroste Zuversicht im Herzen und im Hirn….

…Natürlich gibt es Situationen, in denen man alles grau in grau oder nur noch schwarz sieht. Das kann einem wirklich passieren. Aber tragisch wird es, wenn wir anfangen, uns selbst, unsere Gesellschaft und Welt abzuschreiben, wenn wir die Zukunft ganz und gar verloren geben. Das ist die wahre Gefahr des Pessimismus, das ist eine Pest, wenn wir fatalistisch und kraftlos werden, wenn wir nichts mehr machen wollen. …

…7 Wochen ohne Pessimismus – das ist der Elan, mit dem man in die Fastenzeit gehen sollte, um unser Leben und das anderer aus einer neuen, hoffnungsvollen Perspektive heraus zu betrachten. Und wir können genau hinschauen, was im Blick auf unser Leben und das anderer nicht stimmt, was von uns konstruktiv getan werden muss und kann. Schwungvolle Zuversicht, Mut und Elan werden uns selbst, diese Welt und ihre Menschen eher verändern als alle Unkenrufe. Wir brauchen einen hellwachen Geist und ein mitfühlendes Herz, damit wir die Wirklichkeit wahrnehmen, wie sie ist, und uns nach den Möglichkeiten umtun, mit denen wir sie erhalten können oder sie verändern, wo es notwendig ist.“

Auszüge aus der Predigt von Susanne Breit-Keßler, 1.März 2020 Zuversicht! Evangelische Pauluskirche Marburg

Das hat mich erfreut und beruhigt und gibt mir Zuversicht.

Bettina Zarneckow

Die gesamte Schrift ist im Internet beim ZDF nachzulesen.

https://static4.evangelisch.de/get/ccd/7bHAScVgTs4nxWS8_05dk1K000251406/download

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