Lieb weiß, was Lieb war

Hinabsteigen will ich in die flimmernde See, 
den Hauch eines Schleiers auf meiner Haut. 
Ich spüre deinen Blick, wie er mir folgt, 
mich fesselnd erhebt und trägt. 

Sehnsucht umgibt mich, 
gleich Ranken des Weinstocks - Hoffnung und Elegie. 
Jedes Blatt dieser Reben ein zartes Wort, 
verzaubernder Klang unserer Liebe.

Schönste Gefühle, tiefes Verlangen 
hängen in vollen Trauben schwer und verheißend herab. 
Doch nichts, nichts als das Ahnen ihrer Süße ist's, 
was uns bleibt. 

Genießen - wie könnt ich das? 
Dem Tode nahe fühlt sich's an, ferne von dir zu sein. 
Nicht deine Zartheit, nicht deine Lippen - 
nicht warm deine Stimme zu fühlen. 

Nie mehr meine Sinne im Gleichklang mit deinen 
in unserer Welt zu bewegen. 
Doch was sich ähnlich ist, das fand sich 
und bleibt einander ewiglich.

Bettina Zarneckow

6 Gedanken zu “Lieb weiß, was Lieb war

  1. herbertbogun

    Weil dein Gedicht so berührend ist und ich nicht ohne Grund an Rilke denken muss, erlaube ich mir ein kleines Rilke-Potpourri: „Alldieweil Lieb bei Lieb ist,
    weiß Lieb nicht wie lieb Lieb ist; wenn aber Lieb von Lieb scheidet, weiß lieb Lieb wohl, was lieb Lieb war.“ Und: “ Denn Bleiben ist nirgends.“
    Herzliche Grüße

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