Ein kleiner Beitrag zur Meinungsvielfalt im deutschen Protestantismus
Der Greifswalder Kirchenmusiker und Musiktherapeut Bernd Ebener hat in der hiesigen Kirchenzeitung einen Leserbrief veröffentlicht, den wir mit seinem Einverständnis gerne auch den Leserinnen und Lesern von Schreibundsprich zur Kenntnis geben wollen – als Anregung zur Diskussion, als Ergänzung zu manchen hier schon geäußerten Gedanken und Überlegungen und nicht zuletzt als Zeichen dafür, dass es in der evangelischen Kirche durchaus unterschiedliche Positionierungen zum Krieg in der Ukraine gibt.
Bernd Ebener hat seinen Brief übrigens zuerst der Autorin des Offenen Briefes zugeschickt und ihn erst, als er keine Antwort erhielt als Leserbrief eingereicht. Der Text, auf den er Bezug nimmt, ist in der Mecklenburgischen und Pommerschen Kirchenzeitung 15/ 23 nachzulesen und hier als Bild eingefügt.
Christoph Ehricht


Foto: Reinhart Zarneckow
„Werte Frau Pastorin Fischer,
„russländische Propaganda“, „russländischer Terror“, „russländische Räuber“ lese ich in Ihrem in der Kirchenzeitung Nr. 15 gedruckten „offenen Brief“. Warum nicht einfach „russisch“, dem landläufigen Sprachgebrauch folgend? Wir sagen doch auch nicht „deutschländische Diplomatie“ oder „frankreichische Revolution“… – welche Intention steht hinter Ihrer Semantik?
Und: Sie erwecken (zumindest bei mir) den Eindruck, als würde es ukrainische, europäische, amerikanische und deutsche Propaganda, Räuber, Terror nicht geben. Ich gehe davon aus, dass Ihnen die Perikopen vom Splitter und Balken im Auge bei Matthäus, Lukas, auch Römer 2,1 bekannt sind. Warum also dieser Tunnelblick in Ihren Ausführungen? Warum diese Ignoranz der eigenen deutschen, amerikanischen, europäischen und NATO-völkerrechtswidrigen Kriegs-Geschichte gegenüber? Vietnam, Kambodscha, Afghanistan, Jugoslawien, Syrien, Libyen, Irak und, und, und … – natürlich die Vorgeschichte zur Ukraine-Rußland-Situation incl. der späten Bekenntnisse Merkels zu Minsk II. M.K.n. waren und sind US-Amerikaner die bislang ersten und einzigen geblieben, die Atombomben eingesetzt haben. „Little Boy“ hießen propagandistisch-verbrämend die Geschosse, die hunderttausenden Frauen, Männern und Kindern den sofortigen Tod oder ein schleichend-elendigliches Dahinsiechen brachten und bis heute und noch weit in die Zukunft die Erbanlagen künftiger Generationen schädigen. Und es war die NATO, die im Irak, in Bosnien, im Kosovo und in Afghanistan hochtoxische und radioaktive Uran-Munition verwendete, rücksichtslos gegen eigene Soldaten und die Zivilbevölkerung der betroffenen Länder, die ebenfalls noch über Generationen an deren strahlenden Folgen leiden werden. Statt die Verwendung dieser Munition als Kriegsverbrechen zu geißeln, soll sie nun auch in der Ukraine eingesetzt werden oder wird es schon, während zeitgleich in unseren Wertemedien ein dröhnendes propagandistisches Schweigen darüber herrscht.
Sie erwecken weiterhin den Eindruck, dass russische, amerikanische, europäische und deutsche Interessen und Handlungsweisen jeweils auf einer homogenen Bevölkerungsmeinung beruhen. Es widerspricht jedenfalls meiner Erfahrung und meinen Kenntnissen. Und selbst wenn Sie hier Mehrheitsmeinungen festgestellt haben wollen, wissen wir doch alle, dass diese nicht zwingend auch Wahrheiten verkörpern bzw. richtiges, ethisch verantwortbares Handeln bewirken. Wir berufen uns auf die Propheten, auf Jesus, Luther, Bonhoeffer … – Wahrheiten brauchen keine Mehrheiten. Und Mehrheiten allein sind kein Argument. Wir kennen aus der Bibel, aber natürlich auch sonst aus der Geschichte viele Geschehnisse, die davon berichten, dass sich Mehrheiten verlaufen und es später oft genug auch bereuen. Menschen sind überall leicht manipulierbar. Das „Hosianna“ der Volksmassen bei Jesu Einzug in Jerusalem geht fast nahtlos ins „Kreuzige ihn!“ über.
Schließlich: Was verstehen Sie unter „Faktenanalyse“ und „theologisch verantworteter Ethik“? Zur Wahrheit gehört immer der differenzierende Blick auf’s Ganze. Zumindest jedoch der spürbare Versuch dessen! Und mit Propaganda und Manipulation haben wir es immer dann zu tun, wenn wesentliche, für die ethisch-faire Beurteilung einer Situation notwendige Informationen verschwiegen werden.
Ich hätte noch weitere Fragen, doch will ich mich zunächst auf die benannten beschränken, da ich sie für die wesentlichsten halte.
Habe ich etwas nicht oder falsch verstanden?
Freundliche Grüße!
Bernd Ebener“

-- Die Seele braucht Stille zum Atmen. www.berndebener.de Helmut Schmidt (1978!!!): "Es gibt im Fernsehen Nachlässigkeiten gegenüber dem Gewaltproblem. Sie reichen von der Tagesschau bis tief in die Unterhaltungssendungen. Die häufige Vorspiegelung, Konflikte seien besonders einfach mit Gewalt zu lösen, muss eine verheerende Auswirkung auf die politische Struktur einer Demokratie haben. Demokratie muss Konflikte mit den ihr eigenen Möglichkeiten und Methoden lösen können. Das Schwarz-Weiß-Schema von Gewaltlösungen darf nicht zu einem Vorbild für unsere Gesellschaft werden." Bundeskanzler Helmut Schmidt in: "Plädoyer für einen fernsehfreien Tag - Ein Anstoß für mehr Miteinander in unserer Gesellschaft". (Quelle: "Die Zeit" 22/1978 vom 26. Mai 1978) Wer Waffen liefert, will Krieg - sonst würde er Diplomaten schicken. (Sahra Wagenknecht) Die Kirchen der Welt sind immer in die Irre gegangen, wenn sie Gewalt legitimiert haben. (Margot Käßmann, 25. Februar 2023)
Die Ausdrucksweise der mecklenburgischen Pastorin ist schon erschreckend und lässt, ja ich möchte sagen, Hass gegen alles Russische erkennen. Ihre Argumentation stelle ich auf eine Stufe mit der von Serhij Zhadan, an den der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels vergeben wurde. In seinem Buch „Himmel über Charkiw“ bezeichnet er die Russen als „Verbrecher“, „Unrat“ oder „Barbaren“. „Brennt in der Hölle!“
Völkerhass (Russenhass) wird salonfähig und beklatscht.
Wer vorgenannte Redeweise kritisiert oder Gegenargumente bringt oder gar die Vergabe des Friedenspreises nicht frenetisch beklatscht, fällt durch den Rost der Mitmenschlichkeit und der Moral, wird als Putins Stiefellecker bezeichnet und mehr.
Nicht jeder Ukrainer behauptet, für Europas Werte zu kämpfen, wie ständig erklärt wird. Nicht jeder Deutsche denkt (möchte), dass es in diesem Bruderkampf um seine Werte geht. Übrig bleibt letztendlich die unumstößliche Tatsache des Überfalls Russlands auf die Ukraine. Die Rückschau, wie es dazu kam, was die Ukraine sich gegen russischstämmige Einwohner hat zu Schulden kommen lassen, die Rolle der NATO und der Vereinigten Staaten bleibt unterbelichtet, wird nicht in die Waagschale geworfen. Die einseitige Berichterstattung bereitet Leichtgläubigen den Boden des: „Es kann ja gar nicht anders sein!“
Vielen Dank an Herrn Ebener, der noch einmal eindringlich darauf aufmerksam macht, dass differenzierte Betrachtung und das Zulassen und Abwägen aller Informationen notwendig ist – er schreibt für eine theologisch verantwortete Ethik. Ich ergänze: für die Demokratie, frei nach Churchill, die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen aller anderen.
Was Propaganda und Manipulation bedeutet und wo es damit endet, das haben 16,4 Millionen Deutsche erlebt. Aber nicht die in Köln geborene, jetzige mecklenburgische Pastorin, Verfasserin des „offenen Briefes“.
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Lesen und verstehen: Laut Winston Churchill ist die Demokratie die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen. Das Zitat sagt sinngemäß, dass die Demokratie viele Mängel und Schwächen habe, aber von allen Staatsformen immer noch die Beste sei.
Es gibt anscheinend im Osten viele Menschen, die ihrer vergangenen Staatsform nachtrauern, mitsamt deren Russland-Verherrlichung. (Was in den Schulen nicht anders gelehrt wurde) Diese Einstellung scheint immer wieder durch. Ob diese Menschen auf die russische Armee warten, die garantiert bis Berlin einmarschieren wird, wenn sie jetzt in der Ukraine nicht gestoppt würde?
Augenscheinlich wird Deutschland immer noch in Ost- und West-Denkweisen unterschieden. Ich lese: „In Köln geboren, jetzt in Mecklenburg lebend.“ Schon hat Anja Fischer den Stempel „Wessi“, der alles besser weiß.
Ich gebe voll und ganz der Pastorin Fischer recht. Nur weil Kirche Kirche ist, ist sie noch lange nicht pazifistisch. Haben Kirchen nicht schon lange genug missioniert und falsche Lehren verbreitet? Pastifist zu sein, ist eine ganz persönliche Entscheidung, die nur jeder für sich selber treffen kann, wie an Gott zu glauben ebenfalls persönlich ist. Gewaltlos will doch jeder ‚normale‘ Mensch leben und sterben. Nächstenliebe heißt aber nicht, wegzuschauen, wenn der Nachbar missbraucht und getötet wird. Nächstenliebe bedeutet Beistand, in jeder Hinsicht! Sobald ich davon weiß, wird es zu meiner eigenen Sache. Dann darf ich nicht, wie Vogel Strauß, den Kopf in den Sand stecken.
Jesus hat sich für Menschen geopfert, für die, die ihn letztendlich getötet haben. Er war selbstlos in all seinen Handlungen. Genauso sollten wir ebenfalls sein: Selbstlos und mit Gottvertrauen.
Meinerseits gilt jedem Menschen, gleich welcher Herkunft er ist, dieselbe Achtung. Überall gibt es Geistesgrößen, die herausragen in punkto Moralität. Es gibt aber auch in jeder Gesellschaft einen Menschen, der andere begeistert und mitzieht, selbst wenn es in den Tod ist. Jeder, der unter diesen Umständen sterben muss, hat mein Mitgefühl, aber vor allem die, die unter diesem einen Tyrannen leiden und sterben müssen.
Auch Bernd Ebener kann ich hier nicht folgen. Was soll die Aufrechnung zwischen Gut und Böse, zwischen den Machenschaften der Weltmächte USA und Russland? Es gibt keine! Es gibt nur einen natürlichen Ausgleich, um die Harmonie der Welt wieder ins Lot zu bringen. Niemand kann diese Naturgesetze ändern!
Menschen haben schon immer getötet und werden das wohl auch immer tun. Da muss etwas Höheres eingreifen und das ist gut so.
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Vielen Dank für die Erläuterung des Churchill Zitats. Genauso hatte ich es verstanden.
Es ist immer wieder bemerkenswert, wie genau über die Verhältnisse in der DDR Bescheid gewusst wird, von Menschen, die nichts mit diesem Staat zu tun hatten.
Russland Verherrlichung? – Ist mir nicht bekannt! Sicher so gewollt von den Staatsoberen, aber doch von den allerwenigsten gelebt. In den Schulen nicht anders gelehrt? In der Schule wurde anders geredet als zuhause, d.h. die angebliche Lehre fruchtete nur bei wenigen Staatstreuen. Erstaunlich, dass Sie den Lehrplan der DDR kennen.
Es ist kaum zu glauben, dass DDR-Bürger intelligente Menschen waren, die trotz eines vormundschaftlichen Staates, rational denken und handeln konnten, Kreativität und Mut entwickelten, um die Verhältnisse auszuhalten bzw. umzustürzen. Viele unserer Brüder und Schwestern, die im freiheitlichen Teil Deutschlands lebten, reden, als hätten wir uns in der DDR selbst eingemauert. Nein, so selbstlos waren wir dann doch nicht, obwohl mit unserer Unfreiheit der Weltfrieden gesichert wurde.
Wird nicht überall verbreitet, die russische Armee sei am Ende? Wie soll sie bis nach Berlin vordringen? Einige Tollkühne meinen ja sogar bis Spanien. Irrwitzig!
Haben Sie gemerkt, auch Sie teilen in Ost und West mit Ihren Vorurteilen. Aber das ist in diesen Zeiten kein Wunder. Leider ist in unserem deutschen Vaterland eine Regierung am Werk, die diese Spaltung vorantreibt. Frau Baerbock rollt weltweit mit ihrer Wertewalze jegliches Ansehen von Deutschland platt und hilft damit niemandem. Ihre Unfähigkeit und die ihrer Mitstreiter zur Diplomatie und vernünftiger, ausgewogener Staatsführung sucht ihresgleichen. Folgen Sie nur weiter der unheilvollen Propaganda. Dann tun Sie genau das, was Sie einigen ehemaligen DDR-Bürgern vorwerfen.
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Ich habe niemals behauptet, die Bürger der ehemaligen DDR seien dumm gewesen. Es bliebt ihnen nichts anderes übrig, als sich dem damaligen System anzupassen oder vor die Hunde zu gehen, weil sie entweder ins Gefängnis wanderten oder sonst kein Bein mehr auf den Boden kriegten.
Richtig ist: Honecker hat damals die Reformen der Sowjetunion abgelehnt. Die sozialistischen Lehren des DDR-Regimes mussten fruchten für all diejenigen, die studieren wollten. Ansonsten wären sie für ein Studium nicht zugelassen worden. Hinter vorgehaltener Hand redeten man zu Hause oftmals anders als in der Öffentlichkeit. Es ist nicht erstaunlich, was ich über das Schulsystem der DDR kenne. Jeder kann das im Internet nachlesen. Ihre Ironie ist also fehl am Platz.
Die ehemaligen DDR-Bürger konnten nur umstürzen, was ohnehin schon marode am Boden lag und das natürlich mit Hilfe von Helmut Kohl, der erhebliche Summen zahlte (und somit alle Steuerzahler), um das heruntergewirtschaftete Land wieder herzustellen. Doch die ‚blühenden Landschaften‘ sind undankbar und verhalten sich feindselig, weil manches vergessen zu sein scheint.
Man sollte niemals anderen Menschen zumuten, was einem selbst wehtat! Wieso soll das jetzt beim Ukraine-Krieg anders sein? Geht das gegen Ihre Bequemlichkeit?
Unsere Regierung – ob ich damit einverstanden bin oder nicht – ist nicht für die Spaltung in diesem Land zuständig. Das treibt man im Osten, voran die ‚ewig Gestrigen‘. Was sollten die besser machen und nicht schlechter? Vor allen Dingen bin ich froh, eine solche Außenministerin zu haben, die Dinge offen ausspricht und nicht vor Männern kuscht, weil das diplomatisch so sein sollte. In meinen Augen ist sie die Beste für dies Amt – allen Unkenrufen zum Trotz.
Ich folge immer nur meiner eigenen Überzeugung und lasse mich niemals von irgendwelchen Manipulationen in die Irre führen. Ich möchte hier nur meinen Standpunkt klarmachen. Andere Menschen haben andere Sichtweisen.
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Woher haben Sie denn IHRE Sichtweisen? Aus den öffentlichen Medien etc. oder aus eigenen Überlegungen z.B. zur Logik einer Argumentation?
Wie viele Hintergründe zum Ukraine-Krieg haben Sie sich offenen Herzens(!) angesehen, unvoreingenommen durch das, was Ihnen in den Medien erzählt wurde und wird?
Ich bin Westdeutsche, finde die Argumentation von Bernd Ebener und Lissysmail allerdings deutlich ausgewogener als Ihre sehr apodiktisch daherkommenden letztlich aber nur Behauptungen statt Argumente darstellenden Sätze.
Einig bin ich mir allerdings mit Ihnen, dass es schön ist, eine Außenministerin zu haben, die „nicht vor Männern kuscht“. An der Menschenfreundlichkeit ihrer Politik habe ich jedoch Zweifel, denn den Krieg in der Ukraine mit Waffenlieferungen etc. zu befeuern, ist nicht menschenfreundlich. Jeder Krieg ist ein Verbrechen. Ebenso wie jede Anstiftung, Beihilfe zum Krieg, jede bewusste Provokation eines „Angriffs-Kriegs“.
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Apodiktisch? Wenn, dann mit 3 Aufrufungszeichen!!! *lach*
Wenn ich Sarah Wagenknecht hier als Argumention gegen den Ukraine Krieg lese, läuten die Alarmglocken.
Sichtweisen erhält man von einem gewissen Standpunkt aus. Deshalb hat wohl jeder Mensch eine andere.
Man kann versuchen, mit Gott ein Geschäft zu machen. Die Guten kommen in den Himmel, die Bösen in die Hölle? Ist derjenige, der seinem Nächsten zu Hilfe kommt, egal wodurch und womit, gut oder schlecht? Ist Putins Handlung gut oder schlecht? Das Wehren gegen den Eindringling Russlands gut oder schlecht? Es ist alleine Sache der Ukraine, wann sie sich zu Verhandlungen bereiterklärt, die Putin momentan unterbindet.
Es gibt Menschen, die würden auch dann den Vogel Strauß spielen, wenn ein Angriff in nächster Nähe stattfinden würde. Die Ukraine braucht unsere Hilfe!!! Punkt. Provoziert hat bisher nur Putin und er wird es solange tun, bis er selbst zugrundegeht. Bis dahin wird er über Leichenberge gehen, auch über die eigenen. Mir ist das nicht egal, und ich mag nicht die Augen verschließen vor soviel Unrecht, welches hier dem Westen und Deutschland angelastet wird.
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Ich bin tatsächlich intelligent genug, mir meine Meinung bilden zu können, ohne dass ich vorher irgendwelche „Leitmedien“ welcher Art auch immer „um Rat gefragt“ haben muss … . Als Juristin bin ich es gewohnt, Argumente nach Logik zu überprüfen. Und wenn mir „von Oben“ nur Behauptungen entgegen gebracht werden, dann werde ich naturgemäß skeptisch. Ich mache „mit Gott“ ganz sicher „kein Geschäft“. Das mit dem „Geschäftemachen“ sehe ich ohnehin auch mit einer gewissen Skepsis. Und genau, ICH verschließe meine Augen tatsächlich nicht. Weder vor Unrecht, vor Ungerechtigkeiten, vor Wahrheits-Verdrehungen noch vor Leid.
Dieser Krieg bringt – wie jeder Krieg – sehr vielen Menschen Leid. Da sind wir uns einig. Das bedeutet, er muss schnellstmöglichst beendet werden. Und da scheinen Sie leider anderer Meinung zu sein.
Was wollen Sie erreichen? Putin „erziehen“? Russland „erziehen“? „Den Osten“ „erziehen“? Sie haben offensichtlich eine Menge Vor-Urteile. Ich bin Putin nie persönlich begegnet, und kann seine Persönlichkeitsstruktur nicht einschätzen. Vermutlich wäre er mir nicht übermäßig sympathisch. Ich bin auch Selensky nicht persönlich begegnet, und nach allem, was ich über ihn sehe oder lese, wäre er mir ziemlich sicher ebenfalls nicht gerade übermäßig sympathisch. Ich habe es nicht mit Nationalismus.
Und ich habe es auch nicht mit Gewalt. Ich habe es nicht mit Waffen, Waffenlieferungen. Ich habe es nicht mit dem Töten und dem Morden von Menschen.
Wer unsere Hilfe braucht sind alle Menschen, die Frieden wollen!!!
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Und wie soll diese Hilfe praktisch aussehen?
Alle Menschen wollen Frieden, nur der Aggressor Putin leider nicht. Was soll man dagegen tun? Ihm die Krim schenken oder Ähnliches? Ich finde, das ist alleine Sache der Ukraine. Frieden wird irgendwann einkehren, da bin ich sicher. Dann werden wir noch sehr viel mehr Hilfe leisten müssen.
Krieg zu führen ist ein schmutziges Geschäft. Er bringt allen Beteiligten Leid. Ich bin Pazifistin und würde niemals einen anderen Menschen verletzen oder gar töten wollen. Aber, sollte ich sehen, dass mein Nachbar getötet werden soll, würde ich versuchen, ihm zu helfen. Das kann man nicht bei einem Tässchen Tee ausdiskutieren. Dabei macht kein Gegner mit. Man kann ihn nur mit gleichen Mitteln schlagen. Argumente nützen gar nichts.
Ich will niemanden erziehen, weder Putin, noch den Osten, den ich sehr schätze. Die Umstände werden Putin ‚erziehen‘. Vorurteile hat wohl jeder Mensch. Meinerseits sind es vielmehr Erlebnisse, die nicht schön waren. Aber das ist lange her. Was würde ich tun, wenn ich Putin gegenüberstehen würde? Ich würde ihn trotz alledem menschlich behandeln aber seine Taten verurteilen. Selensky hat momentan eine schwere Aufgabe. Ich bewundere ihn und das ukrainische Volk für ihr Durchhaltevermögen. Auch ihn kann ich nicht als Mensch beurteilen. Er versucht sein Volk zu beschützen und hat meinen Respekt.
Verlassen tue ich mich schon lange nicht mehr auf irgendwelche Berichte in den Medien. Wohltuend hingegen waren immer die Argumente von Marina Weisband, die leider am Long-Covid-Syndrom erkrankt ist und schon länger nicht mehr arbeiten kann. Sie ist ganz in der Wahrheit. Ich mag sie sehr.
Trotz aller Meinungsverschiedenheiten wünsche ich Ihnen einen schönen Abend.
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Wir sind uns offensichtlich etwas uneinig in der Vorgeschichte dieses Krieges. Und auch in der Beurteilung der Rolle von Selenskyj in diesem Drama …..
Aber die Wünsche für einen schönen Abend erwidere ich gerne!
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Die Aussagen dieser Person sind präzise und nachvollziehbar. Das Lesen absolut empfehlenswert:
https://marinaweisband.de/
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Sie lesen im Internet über die Verhältnisse in der DDR, Gisela, und geben es als die Wahrheit wieder. Sie folgen den Darstellungen der Medien über die Ukraine und Russland, sind selbst nie dort gewesen und glauben zu wissen, was für die Menschen in der Ukraine am besten ist. Wo sind die Stimmen derjenigen Ukrainer, die nicht mit schweren Geländewagen und anderen Limousinen gen Westen rollen können? Meinen Sie nicht, dass es vielen Menschen nicht darauf ankommt, unter welcher Regierung sie leben? Hauptsache in Frieden ohne Blutvergießen. Was macht die eine Regierung besser als die andere. Wir können es nicht beurteilen! Es gibt genügend Menschen, die unter ukrainischen Schikanen gelitten haben.
Im DDR Fernsehen gab es eine Sendung, die hieß „Der schwarze Kanal“. Wer diese Sendung gesehen hat und ihr ohne zu hinterfragen Glauben schenkte, der war gerüstet im Kampf gegen den kapitalistischen Westen, „das böse imperialistische Reich“. Gott sei Dank haben die meisten DDR-Bürger solcher schmierigen Propaganda keinen Glauben geschenkt.
Ich bleibe dabei: Niemand darf verteufelt werden! Das verstellt die Möglichkeiten für Verständigung. Es muss miteinander gesprochen werden! Mit dem Bösen darf nicht gesprochen werden darf kein Argument sein. Jede Möglichkeit der Verständigung muss genutzt werden ohne fadenscheinige Argumente. Die einen sagen Putin will nicht verhandeln, die anderen sagen Selenskyj will nicht verhandeln. Ich kann weder das eine noch das andere bestätigen oder dementieren und Sie auch nicht! Solange wir Waffen liefern und dadurch Gefahr laufen, in diese Auseinandersetzung als Kriegspartei mit einbezogen zu werden, haben wir Mitspracherecht! Sie irren sich zu glauben, das könne die Ukraine allein entscheiden. Wann wir Kriegspartei sind, entscheidet Putin. Haben Sie vergessen, dass Russland eine Atommacht ist?
Wer zur Diplomatie nicht in der Lage ist, muss nicht nur im Interesse Deutschlands seinen Platz räumen. Vor allem denke ich im Interesse der vielen Menschen, die noch auf dem Schlachtfeld sterben werden. Einer muss mit der Vernunft beginnen!
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Ich habe alles gesagt. Hier die Stellungsnahme von Marina Weisband, mit der ich voll übereinstimme. Leider aus 2022. Frau Weisband ist krank. Alles Gute!
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Oh je, ist das wieder einmal schwierig mit Rezeptions- und Kommunikationsprozessen, dem gegenseitigen Verstehenkönnen und -wollen…
Ich danke Ihnen und Euch jedenfalls für die Beiträge und überlege noch, ob und wie ich darauf evtl. nochmal eingehe. Bis hierher im Moment. Möge Frieden werden!
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Einen perfiden Schlag gegen das friedensbewegte Berliner Ampelregime führte am Reformationstag die oberste Repräsentantin der Evangelischen Kirche, Frau Kurschus. Pfui! Das blieb aber lange geheim; jedenfalls fast. Der Reformationstag – hohes Fest der Protestanten – war Anlass für einen Fest-Gottesdienst in Wittenberg. Kurschus predigte. Weder der Text der Predigt (Wortlaut) noch ein Stream des Festgottesdienstes waren in den Tagen nach der Predigt im Netz auffindbar. Das war die vorbildliche Arbeit echter Kommunikationsprofis und guter Genossen – Laien, Dilettanten und Dillettonkel können da nur staunen! Nun, die Deutschen Christen (immer feste druff – jeder Schuß ein Ruß !) hatten wohl begründete Zweifel an der Zuverlässigkeit der amtierenden Ratsvorsitzenden. Wozu gibt es Inoffizielle Mitarbeiter (IM)? Der Süddeutsche Beobachter berichtete dann, daß die Dame gegen die friedensbewegte und feministische Außenpolitik unserer glorreichen Völkerrechtsexpertin in geradezu verräterischer Weise agitiert hat. ’ … Die Alternative zum gerechten Frieden darf doch nicht endloser Krieg sein. Niemals darf Krieg die Politik ersetzen. … Darum: Verachtet Verhandlungen nicht. Glaubt an die Kraft des geistesgegenwärtigen Wortes. Traut den kleinsten Schritten etwas zu! … ’ Da glaubt eine ‘ganz kleine Clique, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer’ Pastoren und Frömmler offenbar nicht mehr an den Endsieg! Klar, daß man diesen Drückebergern, Lumpen-Pazifisten sowie Staats- und Friedensfeinden jetzt (zunächst medial) in guter – und in zwei Diktaturen bewährter ! – deutscher Tradition endgültig das Handwerk legt. Ist es da nicht wunderbar, daß Inoffizielle Mitarbeiter und die Genossen von der Sicherheit in gemeinsamer Anstrengung die Übertragung eines solchen Gottesdienstes verhindert haben? Zersetzern der ruhmreichen bunten Wehr wie dieser Kurschus darf man kein mediales Forum geben! Frau Pastorin Fischer, ich schlage Sie für die überzeugende Entlarvung dieser Puttin-Agentin für den Stalin- äh Selenskij-‚Friedens-‚Preis vor. Genossen: Seid bereit! Grün Front!
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Danke für diesen erhellenden, geistreichen Kommentar.
„Glaubt an die Kraft des geistesgegenwärtigen Wortes“ sagt Frau Kurschus in ihrer Predigt. Leider glaube ich weder an das Wort unserer „glorreichen Völkerrechtsexpertin“, noch daran, dass sie sich durch Geistesgegenwärtigkeit auszeichnet. Zu oft hat sie uns eines Besseren belehrt.
Ich stehe auf der Seite der ‘ganz kleinen Clique, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer’ Pastoren und Frömmler.
„Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst“ (Römer 12:18, 19), schreibt Paulus.
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Hermann Hesse
FRIEDE
Jeder hat´s gehabt,
keiner hat´s geschätzt,
Jeden hat der süße Quell gelabt,
O wie klingt der Name Friede jetzt!
Klingt so fern und zag,
Klingt so tränenschwer,
Keiner weiß und kennt den Tag,
Jeder sehnt ihn voll Verlangen her.
Sei willkommen einst,
Erste Friedensnacht,
Milder Stern, wenn endlich du erscheinst
Überm Feuerdampf der letzten Schlacht.
Dir entgegen blickt
Jede Nacht mein Traum,
Ungeduldig rege Hoffnung pflückt
Ahnend schon die goldne Frucht vom Baum.
Sei willkommen einst,
Wenn aus Blut und Not
Du am Erdenhimmel uns erscheinst,
Einer andern Zukunft Morgenrot!
(Hermann Hesse; angeblich Oktober 1914)
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Der ost-deutsche Liedermacher Hans-Eckard Wenzel gehört zu den Erst-Unterzeichnern der Petition von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer. Das folgende Lied (nur Text) stammt von ihm.
Auf youtube kann man sich seine Lieder kostenfrei anhören.
https://www.youtube.com/watch?v=PD_38egkMNM
https://www.youtube.com/watch?v=sPuaJs0Mk60
Ich wünsche den Liedern / der Kunst von ‚Wenzel‘ weite Verbreitung.
Falls die Freischaltung des Kommentars rechtlich möglich ist:
Danke für die Möglichkeit, dieser kleinen ‚Werbung‘.
Hans-Eckardt Wenzel
IN DEN LÄNDERN SCHLÄFT DER KRIEG
In den Ländern schläft der Krieg
ein verstecktes Ungeheuer.
Wird er wach will er Musik
und ein großes Feuer.
Will mit Pomp empfangen sein,
weise Sprücheklopfer
stimmen auf sein Kommen ein –
er braucht Menschenopfer.
Jeder Krieg braucht frisches Blut –
sonst ist’s nicht zu schaffen,
einen Feind der Böses tut
und die besten Waffen.
Und wenn dann der Himmel noch
riecht nach Exkrementen
fliegen alle Hände hoch
in den Parlamenten.
Und zur Front wird jeder Ort
man muß Flagge zeigen.
Und es fällt manch großes Wort
und die Aktien steigen.
Für Demokratie im Land,
daß es uns gelinge.
Denn der Krieg ist – wohlbekannt –
Vater aller Dinge.
Geht er am Ende doch verlorn
wird viel vom Leid gesprochen.
Und die ihm einst die Treue schworn
schweigen –
ein paar Wochen.
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Liebe Mitmenschen,
es könnte eine lebendige Runde werden, würden wir uns bei frühlingshaften Temperaturen einmal im Garten oder zu einem Waldspaziergang verabreden. Ihre Beiträge zeigen etliche vertiefenswerte Aspekte. Jedenfalls habe ich Fragen und zudem den Eindruck einiger Missverständnisse. Längst nicht alles davon können wir in diesem Format hier thematisieren.
Wieder einmal zeigt sich auch, welchen Stellenwert das Aneinander-Vorbei-Reden hat. Ein steter Faktor im Kommunikationsprozeß …
Gisela: Ich bin in der DDR sozialisiert, in Schule, Kirche, Gesellschaft – zuerst allerdings in einer durch Kriegserfahrungen tief traumatisierten Familie. Mein geliebter Großvater wurde im 1. WK an der Frankreichfront für sein ganzes weiteres Leben invalide geschossen, wahrscheinlich von einem ebenso verheizten einfachen Schlachtopfer des „Gegners“ wie er selbst. Denn wer hätte damals wie heute je einen der „Eliten“ unter Feuerhagel im Dreck eines Schützengrabens entdeckt? Kann man das Annalena zumuten? Ein 3-Monats-Praktikum im Graben? Jung-Feministinnen junge, heldenhaft kämpfende Männer an der Front liebe- und aufopferungsvoll unterstützend… Ricarda, Nancy, Emilia? Bleiben noch die Maulhelden Anton, Robert, Kevin… Olaf, Agnes und Anja genießen vermutlich die Gnade der frühen Geburt. Mein Vater (Jg. 1920) kam im 2. WK – körperlich (!) – etwas besser weg: er erlitt 1944 „nur“ einen „Heimatschuß“ und hatte es im Feldlazarett einer kriegsgefangenen russischen Ärztin, die sich mutig traute gegen das Votum ihrer vorgesetzten deutschen Kollegen zu argumentieren, zu danken, dass ihm das Bein nicht amputiert wurde. Aus seiner Abiturklasse 1938 überlebten 5 (fünf!) Mitschüler. Meine Schwester Gisa bekam ihren Namen, weil meine im März 1945 14-jährige Mutter auf dem Treck aus Hinterpommern, vor der nahenden Front fliehend, ein Nachbarsmädchen, Säugling noch, aus ihrem Dorf hat sterben sehen. „Ihre Mutter hatte keine Milch mehr. Wir mussten sie im Straßengraben zurücklassen.“ lauteten ihre bitteren Sätze dazu und meine Schwester sollte ihre lebenslange Denkmalträgerin werden. Die 12 Menschen Brot gebende mittelgroße Bauernwirtschaft besaß meine Familie mütterlicherseits seit 1544. Besaß… „tausendjähriges Reich“ eben. Meine Mutter und ihre 1945 allesamt halbwüchsigen Geschwister verwanden diesen Heimatverlust nie, obwohl sich alle ein neues Leben aufbauen konnten.
Ja, Gisela, die von Ihnen angesprochenen Umstände gab es leider alle so im sowjetisch besetzten Teil des verbleibenden Deutschland. Davon kann ich nun wahrlich ganze Balladen singen! Doch bei Ihren, dies undifferenziert apostrophierenden Sätzen und zudem der subtil-übergriffigen Unterstellung, auch bei mir würde die Trauer ob dieser vergangenen Staatsform mit deren „Russland-Verherrlichung“ nachwirken usw. (Sie beziehen sich schließlich auf meinen Text) dreht sich auch mir der Magen um. Ja, das gab es alles! Alles war es jedoch nicht, längst nicht alles!!! Sie führen beweisend an, dass man das „alles“ im Internet lesen könne. Doch warum ziehen Sie aus diesem „Alles“ eine so selektierende Auswahl und ziehen einseitige, monokausale Schlüsse? Warum prallen an Ihnen aus dem „Alles“ wesentliche Fakten und Erfahrungen einfach ab? ODER warum formulieren Sie Ihre Sätze so, wie Sie sie formulieren? Ist das nur eine individuelle Stilfrage? Meinen Sie es möglicherweise anders, als Sie es ausdrücken?
Übrigens: Die Rote Armee war schon einmal in Berlin. Soweit ich weiß: unfreiwillig, unter Zahlung eines gigantischen Blutzolls und aus Notwehr gegenüber den deutschen Eindringlingen in ihr Hoheitsgebiet. Auch Richard von Weizsäcker hat das 1985 als Befreiung erkannt und vor dem Deutschen Bundestag auch so benannt. Stehender Beifall. Vergessen? Und Gorbatschow hat 5 Jahre später als Vorleistung zum Bau des „Gemeinsamen Hauses Europa“ über 300 000 Rotarmisten aus unserem Heimatland in ihr Heimatland zurückbeordert und Deutschland damit wiederum von einer Nachkriegsbesatzung befreit. Viele hofften damals auf Gleiches von den Befehlshabern der NATO-Besatzungstruppen … – doch das Gegenteil mussten wir erleben und müssen es erleiden. Unser Steuergeld: für Aufrüstung incl. der Pflege der ausländischen NATO-Stützpunkte bei uns ist anscheinend immer reichlich flüssig.
Warum läuten Ihre Alarmglocken bei Sahra Wagenknecht, nicht jedoch beim Altkanzler Helmut Schmidt und bei Altbischöfin Margot Käßmann? Alle 3 widmen sich im selben von mir dargestellten Zusammenhang und Duktus dem Thema Gewalt vs. Gewaltfreiheit… – übersehe ich etwas oder interpretiere ich Sie falsch?
Ich habe mir den von Ihnen, Gisela, empfohlenen Beitrag von Frau Weismann in ganzer Länge angehört, manche Sequenzen sogar 2x! Haben Sie wirklich keine Fragen an Frau Weismann? Es fällt mir schwer das zu glauben, denn mir stellen sich dutzende! Schon zu ihren eingangs idealisierend dargestellten Vorgängen auf dem Maidan 2014, über die die ARD damals noch differenziert berichtete (z.B. https://www.ardmediathek.de/video/monitor/todesschuesse-in-kiew-wer-ist-fuer-das-blutbad-vom-maidan-verantwortlich/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTc2ZGM1N2M0LTI0OTAtMTFlNS1hOWE3LTUyMjFhZjBjMmJiNQ). Doch erst recht zu den von ihr daraus abgeleiteten Postulaten.
„Sollte ich sehen, dass mein Nachbar getötet werden soll, würde ich versuchen ihm zu helfen.“ Ich stimme Ihnen uneingeschränkt zu bei Ihrem Votum zur Nächstenliebe: nicht Wegschauen, versuchen Beistand leisten … – doch was bedeutet das im Hinblick auf die konkrete Wahl der Mittel in einer konkreten Situation? Was heißt hier Selbstlosigkeit konkret, abseits unverbindlicher Allgemeinplätze? Wenn der Angreifende haushoch überlegen ist an Kraft, an Ressourcen, an Platz … – klar: ich könnte versuchen alle meine Nachbarn zusammenzutrommeln, alle ihre Mittel und Materialien zu mobilisieren, könnte versuchen ihn auszuhungern, abzuschneiden von Versorgungswegen … Nur sehen wir ja, dass das schon mal nicht klappt. Der weitaus übergroße Teil der Welt sieht das ganz anders und handelt entsprechend. Sind das nun deshalb alles unsere Feinde, weil sie unsere wertewestliche Sicht der Dinge nicht teilen? Und ausserdem: wie sollte das Ergebnis aussehen? Den Aggressor töten? Dann Frieden, endlich dauerhaften Frieden? Wirklich? Glaubt das jemand ernsthaft? Im Kindergarten mag ja diese Schlichtheit … Was sagt Helmut Schmidt dazu? „Demokratie muß Konflikte mit den ihr eigenen Möglichkeiten und Methoden lösen können. Das Schwarz-Weiß-Schema von Gewaltlösungen darf nicht zu einem Vorbild für unsere Gesellschaft werden.“ Klar, einfach ist das nicht … doch lohnt es nicht alle Kräfte der Diplomatie, des Geistes, der Seele, des Herzens, der Liebe dafür aufzubringen und sich mit all denen zu verbinden, die das auch so oder ähnlich sehen? Ist Christus darin nicht unser Maßstab? Und geht es hier nicht um das wirkliche Interesse der aller-, allermeisten Menschen dieser Welt und der aktuell betroffenen Länder?
Schließlich: mir geht es keineswegs um eine „Aufrechnung zwischen Gut und Böse, zwischen den Machenschaften der Weltmächte USA und Russland“, sondern um eine Beziehungssetzung und eine differenzierte Betrachtung extrem komplexer Beziehungsgeflechte, Interessenkonflikte und Lösungsmodellen. Aufrechnung wäre Kindergarten… Als Erwachsene sollten wir uns darin üben die Dinge ganzheitlich zu betrachten und zu verstehen. Also in Beziehung! Das bleibt wohl immer mehr oder weniger Stückwerk, das wissen wir auch, doch macht nicht gerade das unser Erwachsen-Sein, unseren Reifeprozeß aus? Zu wissen: keine Kraft ohne Gegenkraft. Kein JETZT ohne ein VOR- und NACHHER. Keine Ursache ohne Wirkung. Keine Wirkung ohne Ursache. Kein Licht ohne Schatten, kein Schatten ohne Licht …
An dieser Stelle empfehle ich gern ein Buch von Klaus v. Dohnanyi: „Nationale Interessen. Orientierung für deutsche und europäische Politik in Zeiten globaler Umbrüche“. Siedler-Verlag München 2022.
Möge Friede sein in Herz, Seele, Verstand – und in allem Land!
Bernd Ebener
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Gerade in Amerika gibt es bedeutende Stimmen, die seit etwa 20 Jahren vor einer Entwicklung gewarnt haben, die jetzt eingetreten ist. GEORGE KENNAN, sicher einer der bedeutendsten Strategen der US-Geschichte, warnte angeblich bereits 1998, dass die NATO-Erweiterung ein ‘tragischer Fehler’ sei, die eines Tages eine ‘schlimme Reaktion durch Russland’ hervorrufen würden. Henry KISSINGER im Jahr 2014: ‘Die Ukraine darf aus russischer Sicht niemals bloß “Ausland” sein.’ Der Westen solle daher eine Linie wählen, die auf “Aussöhnung” abzielt. Noch vor Kriegsausbruch warnte der renommierte Ökonom JEFFREY SACHS: Die NATO-Erweiterung ist fehlgeleitet und riskant. Wahre Freunde der Ukraine und des Weltfriedens sollten vielmehr auf einen Kompromiss mit Russland drängen. Selbst der Verteidiungsminister eines Bill Clintons, WILLIAM PERRY hielt fest, dass die NATO-Erweiterung aus seiner Sicht einen ‘Bruch in den Beziehungen zu Russland sei’. Und die Clintons gelten – gerade in Amerika – als Kriegstrieber übelster Sorte. Trump gewann 2016 auch und gerade deshalb die Wahl, weil seinen Gegenkandidatin Hillary Clinton (‚Killary‘) war und angekündigt hatte, im Syrien-Konflikt ‚va-banque‘ zu spielen!!! Ich selber habe aus Gründen der Geschichte absolutes Verständnis dafür, daß gerade Polen und Balten (aber auch andere) in die NATO wollten. Kluge Russen hatten/haben dafür auch Verständnis. Man hätte aber GLEICHZEITIG Rüstungs-Kontroll-Verhandlungen führen und an einem System arbeiten müssen, für welches ganz früher einmal der Begriff ‚kollektive Sicherheit‘ geprägt wurde. Dies hätte mglw. auch geheißen, ggf. die NATO-Erweiterung (‚Stützpunkte‘) zu BEGRENZEN. Heute fühlen sich Putin und seine Regierung ‚eingekreist‘ – von Finnland und Polen über Rumänien bis Georgien. Und es reicht eben nicht zu sagen: ‚Das ist nur so ein Gefühl. Habt euch nicht so. Wir arbeiten als NATO nur defensiv und sind ein Verteidungsbündnis‘. Es war genug Zeit, intelligente Lösungen zu erarbeiten und Verträge zu vereinbaren! Nun ist eingetreten was Kennan und Kissinger und andere (in Deutschland insbesondere Krone-Schmalz) prophezeit haben! Nun ist guter Rat teuer. Dazu kommt (aus ost-deutscher Perspektive; ich bin ein Kind der ‚DDR‘): Auf Zusagen der NATO und des Westens ist eben kein Verlass ist mehr. Das war zu Zeiten eines Schmidt, eines Kohl, eines Genscher, eines Reagan, eines Bush (Vater) einmal anders!!! [Das eine narzisstisch gestörte, leichtfertige und oberflächliche Berufs-Schwindlerin und Lügnerin tatsächlich auf dem Stuhl eines Genscher sitzt – was soll man denn da als Bürger noch zu sagen? Dieses gottlose Regime verdient weder Achtung noch Respekt!] HEUTE darf man System-Medien und dem politischen Etablishment kein Wort mehr ungeprüft glauben! Die Ermordung des (vergessenen !) französischen Friedenspolitikers Jean Jaures am 31. Juli 1914 riß DAMALS die Mauer Richtung Weltenbrand endgültig nieder. Lukas 19, 41-47: Wenn wir doch (noch HEUTE) erkennen würden, was uns zum Frieden dient!
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