Diese „Katastrophenschutzübung“(so ein Freund am 14.3.d.J. in Leipzig) des staatlichen Anordnungsapparats, der Desinfektionsmittel- und OP-Masken-Hersteller dauert mir jetzt zu lange! Oder besser das Manöver, denn es kommt durchaus kriegerisch daher. Steht noch mehr dahinter, wie manche behaupten: Umschichtungen von Arm zu Reich, digitale Aufrüstung, Pharmageschäfte, Beschneidung der Bürgerrechte, Hebung der Impffreudigkeit? Egal! – Wir folgen fraglos den Einschränkungen der sich selbst ermächtigenden Staatsorgane.- In Bayern fiel mir dieser Tage die Konditionierung des Verhaltens im alltäglichen Lebens besonders auf. ‚Mir san Masken‘. Die Kellner führen einen maskiert an einen der deutlich reduzierten Tische, sichtlich froh, dass der Berieb unter Auflagen nach acht Wochen Lockdown wenigstens wieder beginnt. Dennoch bleibt das Gefühl, etwas Unerlaubtes zu tun, in meinem Lieblingsort in Nürnberg, dem Cafe im Literaturhaus. Überall Argus-Augen. Desinfektionsmittelschwaden von den Nebentischen über meinem leckeren Speisen. Ein Kellner, der spürt, dass ich nicht ganz konform gehe mit der Angst, wagt etwas galgenhumorig: „Mir wär’s ja auch lieber, alles wäre wie vorher. Uns Älteren kann nicht viel passieren, unser Immunsystem ist noch intakt, weil wir im Buddelkasten spielten und Sand gefressen haben.“ – Die Angst vor dem Killer-Virus hat uns in Geiselhaft genommen. Angst vor was?- Ich kenne verängstigte Menschen aus den Luftschutzbunkern im umkämpften Stettin des zweiten Weltkrieges. Der „Feind“ stand im Osten. Auch bei der Baader-Meinhof-Fahndung in der Folge der 68-er-Erhebung stand Panik im Raum, hinter jedem Busch könnte ein RAF Terrorist sich verstecken. Soviel schwer bewaffnete Polizei sah ich nie. Und 2001? Schon drei Tage nach dem Anschlag erklärte man den Verängstigten, dass der Feind im fernen Afghanistan sich verbirgt und zu bekämpfen sei von einer Allianz der Willigen. Tod und Teufel. Jetzt ist es ein todbringender Virus, gegen den wir in den Krieg ziehen sollen, koste es was es wolle.
Aber was diktiert jetzt die Todes-Ängste? Wie viele Mitmenschen sind zwischen Anfang Januar und Ende März diesen Jahres an einer durch den Virus übertragenen Krankheit Covid 19 weltweit gestorben? 21.297. – Im gleichen Zeitraum starben an saisonaler Grippe 113.034, an Maleria 228.095, durch Selbstmord 249.904, bei Verkehrsunfällen 313.903, durch HIV/AIDS 390.908, 581.599 durch Alkohol, 1.162.481 an Raucherkrankheiten, 1.909.802 durch Krebsleiden, 2.382.324 an Hunger und 9.913.702 durch Abtreibung (Quelle: www.worldometers.info, in: Europäer Jg. 24/Nr. 8./Juni 2020). Hat irgendeine Regierung gegen diese anderen Todesursachen und Bedrohungen einen derartigen Feldzug wie gegen das Corona-Virus in Gang gesetzt mit dessen vergleichsweise niedrigen Todesfolgen? Welche Gründe gibt es dafür, dass ausgerechnet Corona zum Menschheitsfeind Nr. 1 erklärt wird, sodaß in Selbstermächtigung Regierungen Notstand ausrufen, Wirtschaftsbetriebe schließen, Grundrechte ausser Kraft setzen, Ausgangssperren verhängen, Schulen, Hochschulen, Theater, Kultureinrichtungen nach Belieben ihrer Arbeit berauben können? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.- Erschreckender: Die Gedankenpolizei ist da. In herkömmlichen Kriegen mußten die Gegner die Hoheit zu Boden, in der Luft, auf dem Wasser, aber seit dem 2. Weltkrieg auch die über die öffentliche Meinung erlangen. Was gegenwärtig an Meinungsdiktat, an Ausgrenzung Andersdenkender, Diffamierung komplementärer Sichten, Zensur um sich greift hierzulande, hat eine neue Dimension.- Seien wir auf der Hut. Schauen wir genau. Vertrauen wir unserem eigenen Denken.
Manfred Kannenberg-Rentschler/ Nürnberg-Feucht-Berlin, Mitte Juni 2020_
*Brief 1: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätt“ (31. März 2020). Brief 2 (Zum 8. Mai 2020): Denkende Besonnenheit für unsere Stadt! .- Brief 3 : Wie man eine florierende Volkswirtschaft zugrunde richtet (Pfingsten 2020). – Als hilfreich bei der eigenen Urteilsbildung können sich erweisen: Die online-Publikationen ‚Rubikon – Magazin für die kritische Masse‘ und ‚Swiss Policy Research‘. https://www.rubikon.news/artikel/das-corona-regime
Für die Statistik gilt angeblich, sie sei wie ein Bikini, das Entscheidende sieht man nicht.
Das Bonmot brachte 1965 Prof. Hochbaum zur Auflockerung in einer Vorlesung an der Juristischen Fakultät in Jena. Er hat das bei guter Gesundheit in der mit Zahlen und Statistiken vollgepackten DDR überlebt und wurde jedenfalls nicht wegen dieser Bemerkung 1990 abgewickelt. Ich bezweifle, dass heute noch jemand eine solche fatale Bemerkung in einer Vorlesung wagen würde.
Ich schreibe das deshalb, weil die Einschränkung von Grundrechten nicht nur im akuten Fall Covid 19 sondern darüber hinaus aufmerksam und kritisch betrachtet und allen nicht gerechtfertigten Eindämmungsmaßnahmen energisch begegnet werden muss. Solche Bonmots sollten auch heute noch möglich sein.
Nun aber etwas zu den Zahlen und sich aufdrängenden Überlegungen des Verfassers:
Weltweit an Covid 19 Verstorbene per 1.7.20 514.628
Weltweit Infektionen 10.614.903
Genesene 5.824.883
momentan Infizierte 4.275.393
davon mild Infizierte 4.217.517 (99%)
schwere Fälle 57.875 (1%)
Deutschland
Infektionen 195.747
Genesen 179.057
Verstorbene 9.029
Brandenburg
Infektionen 3.459
Genesen 3.170
Tote 169
Die Zahlen geben eine gefährliche weltweite Entwicklung wieder. Waren es Ende März 21.297 an Covid 19 Verstorbene, sind es am 1.Juli 514.628. Die Zahlen begründen sehr wohl, dass eine Eindämmung der Pandemie durch Maßnahmen der Regierungen in der ganzen Welt angesagt sind, die Präsidenten Bolsonaro und Trump Amtspflichten verletzen, weil sie mögliches unterlassen. Und die Todeszahlen wären weltweit noch um ein mehrfaches höher, wenn die Welt untätig geblieben wäre.
Die These zu den niedrigen Zahlen in Deutschland lautet, dass sie ein Ergebnis der umfangreichen und frühzeitig getroffenen Eindämmungsmaßnahmen – also implizit der Beschränkung von Grundrechten wie der Versammlungsfreiheit oder der Freizügigkeit – sind , siehe dazu die Zahl der Todesfälle im Vereinigten Königreich mit 43.906 per 1.7.20 bei weniger Einwohner als in Deutschland aber schlampiger Vorgehensweise von Premier Boris Johnson. Diese These der Wissenschaftler kann schlechterdings nicht widerlegt werden, weil die Gegenthese im Ergebnis zur Aufhebung sämtlicher Beschränkungen und brasilianischen Verhältnissen führen könnte. Wer hat die Courage, Todesfälle in noch höherem Umfang wegen der Einhaltung der Grundrechte zu riskieren? Ich möchte schon, dass mein Gegenüber einen Mundschutz trägt und Distanz wahrt, die Möglichkeiten der Verbreitung des Virus durch seinen oder meinen Redeschwall minimiert werden. Das bedarf allerdings einer verbindlichen Regelung, weil es ansonsten zu viele Optimisten ohne Mundschutz geben würde.
Ich akzeptiere also die Einschränkung der Grundrechte und muss im Hinblick auf sich sicherlich wiederholende Konfusionen bei Covid 19 dem Staat vertrauen.
Aber natürlich muss es gerade deshalb auch die öffentliche Auseinandersetzung geben – wenn dabei der Mundschutz getragen, die getroffenen Regeln eingehalten werden!
Ein Ritt auf der Rasierklinge, denn wie verhalte ich mich im konkreten Fall?
Aber auch die Ordnungshüter sind nicht zu beneiden.
Und die Regierungen müssen die Zeit nutzen.
Der Bonner Virologe Dr. Streeck hat die Schaffung einer nationalen und darüber hinaus internationalen Eingreiftruppe zur Eindämmung von Infektionen weltweit ins Gespräch gebracht. Nach Streeck wird uns Corona noch eine längere Zeit und nicht nur in “Wellen” begleiten, weshalb Seuchenherde ohne jede Panik schnell eingegrenzt werden müssen.
Also fordern wir doch solche von der WHO oder der EU organisierte Truppen im öffentlichen Diskurs.
Der Verfasser verweist auf den 9.11.2001. Der Terrorakt wurde von den USA und ihren Verbündeten genutzt, um in Afghanistan einzumarschieren, mir fällt sofort noch die Tragödie Naher Osten ein. In der Tat wurde mit schlimmen Folgen praktisch jeder Notstand in der Vergangenheit missbraucht, zur Ausweitung der Machtposition “der Guten”. Doch liegt der Fall bei Covid 19 doch wohl anders, bei mir schrillen die Alarmglocken noch nicht.
Ob die nunmehr getroffenen Maßnahmen der Schließung von Betrieben, Schulen, Theatern
und Kitas zwingend waren, vermag ich nicht sicher zu beurteilen. Mir scheinen die Maßnahmen plausibel, die Regierungen in Deutschland wollten sich nichts nachsagen lassen und haben den angeblich sicheren Weg beschritten. Der Verlust von wirtschaftlichen Werten wie auch Leben durch Zurückstellung von Operationen wurde in Kauf genommen – es gibt offensichtlich und leider nicht die eine Lösung und beim Schreiben schrillt dann doch das schlechte Gefühl.
Allerdings werden wir Ostdeutsche hellwach sein. Wir haben 40 Jahre lang einen vormundschaftlichen Staat ertragen müssen. Vermutlich hätte dieser sogar sehr viel schneller Covid 19 in die Unbedeutendheit nicht nur statistisch sondern auch wirklich geschickt. Wir mögen aber nicht einen vormundschaftlichen Staat und würden ihn genauso friedlich liquidieren wie es 1989 mit der DDR geschehen ist – wenn es denn so sein muss.
Jetzt sind aber Ruhe und Zuversicht sowie ein starker Staat, der die Einhaltung der neuen Regeln unbedingt durchsetzt, angesagt. Ich gestehe, ich bin auch für die einfachen und sicheren Lösungen, selbst wenn sie mich einschränken.
R.Z.
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