Juno und Valentin im Februar

Bettina Zarneckow

Der 14. Februar naht. Valentinstag, der Tag der Liebe und der Verliebten. In vielen Ländern wird Valentin als Patron der Verliebten und Heiliger der Zärtlichkeit verehrt.

Zum Heiligen Valentin gibt es Vermutungen und unzählige Seiten im Internet. Mir war folgende Erklärung zum Bischof Valentin von Terni bekannt: Er lebte im dritten Jahrhundert und traute heimlich Soldaten, die auf Befehl des Kaisers unverheiratet bleiben sollten. Zur Segnung brachte er Blumen aus seinem Garten mit. Am 14. Februar 350, achtzig Jahre nach seinem Tod, wurde begonnen, das Valentinsfest zu feiern.

Dass man an diesem Tag Blumen schenkt, ist aber in erster Linie auf einen Brauch im alten Rom zurückzuführen: Am 14. Februar gab es das Fest der Beschützerin von Ehe und Familie, der Göttin Juno. Frauen der Familie bekamen Blumen, Altäre der Göttin wurden mit Blüten geschmückt (so die Seite der Erzdiözese Wien). Das Fallen beider Gedenktage auf dieses Datum ist heutzutage ein Segen für die Blumenindustrie.

Insel Mainau im März 2012

Der Brauch des Schenkens zum Valentinstag soll wohl im 15. Jahrhundert in England entstanden sein. Valentinspaare schickten sich kleine Geschenke und Gedichte. Englische Auswanderer nahmen diese Tradition mit nach Amerika und amerikanische Soldaten brachten sie nach dem zweiten Weltkrieg in den westlichen Teil Deutschlands.
Als im November 1989 die Mauer fiel, war der Weg zum Einzug des Valentinstages auch Richtung Osten frei. Bis dahin hatte ich noch nichts vom Tag der Verliebten gehört. Die Blumengeschäfte zu DDR-Zeiten wären auch gänzlich überfordert gewesen, einer gesteigerten Kauflaune nachzukommen. Die wenigen Blumen, die für den Verkauf bereitgestellt werden konnten, wurden für den Internationalen Frauentag aufgespart, dazu rote Nelken für den 1. Mai.

In Liebesdingen war ich eher unerfahren und so stellte sich mir die Frage des Schenkens in der Stimmung des Verliebtseins nicht. Erst später habe ich festgestellt, in diesem temporären Ausnahmezustand zu besonderer Kreativität fähig zu sein. Als ich Reinhart kennenlernte, schwebte mir vor, ihm einen Kalender mit von mir fotografierten Bildern samt passenden Sprüchen zu schenken. Nach skandinavischem Brauch anonym, das sollte das Besondere sein. Ihm direkt ein derartiges Geschenk zu machen, dazu war der Kontakt zu frisch.
Kurioserweise können wir uns beide nicht erinnern, ob es damals, vor nunmehr 34 glücklichen aber auch ernsten Jahren, zu dieser namenlosen Botschaft gekommen ist.

Vielleicht zum Glück nicht!
Im Nachsinnen und Grübeln darüber, von wem diese Gabe stammt, wäre Reinhart vermutlich bald der Geduldsfaden gerissen und er hätte sie zur Seite gelegt und vergessen. Vielleicht wäre er aber auch, seine weiblichen Bekanntschaften betrachtend, einem Irrtum erlegen und einer falschen Fährte gefolgt, die ihm womöglich einen anderen Lebensweg beschert hätte. Wer weiß das schon?!

Potsdam – Schloss Sanssouci April 2024 B.+R.

Dabei fällt mir eine Predigt meines Freundes Christoph ein, in der er an ein Stück von Max Frisch erinnert, bei dem ein Mensch die Möglichkeit erhält, sein Leben neu zu beginnen, es aber in verschiedenen Lebensphasen nicht schafft, eine Korrektur vorzunehmen. Er verhält sich immer wieder wie beim ersten Mal. Das Stück heißt „Biografie: Ein Spiel“.
Christoph zur Gemeinde: „Denken Sie doch auch einmal darüber nach, es kann ganz aufregend werden. Und etwas bedrückend, wenn wir in unserem eigenen Verhalten entdecken, dass und warum sich die Geschichte gegen alle bessere Einsicht wiederholt.“
Daraufhin bin ich Christophs Aufforderung gefolgt und versuchte zu ergründen, ob ich irgendwann einen anderen Weg gegangen wäre. Gewiss nicht, trotz mancher Prüfung. Auch meine Geschichte würde sich wiederholen.

Zurück zum 14. Februar, der im Leben von Reinhart und mir keine besondere Bedeutung erlangt hat. Aber Moment, doch natürlich: unser Schwager Peter hat an diesem Tag Geburtstag.

Und wenn ich am kommenden Freitag den Wochenendeinkauf mache, vermehrt Männer mit Blumen an Supermarktkassen anstehen sehe, volle Blumenläden und polnische fliegende Blumenhändler, dann freue ich mich über eine inzwischen schöne Tradition, die so manchen Ärger vergehen lässt, vielleicht Tränen trocknet, als unverhoffte Aufmerksamkeit ein Herz erfreut oder eine entstehende Liebe begleitet.

Warum ich das hier schreibe? Es soll ein Versprechen auf ein nächstes Gedicht sein, das schon fast spruchreif in der Schublade liegt.
Was für eins? Natürlich ein Liebesgedicht!

Vom Augenblick der Seligkeit

Den Augenblick der Seligkeit, 
ach könnt' ich ihn doch halten.
Ein Atemzug der Ewigkeit,
in dem die Sterne walten.
Wenn Liebe Herzens Flügel trägt 
hinauf zum Himmelszelt
und ich bei dir nur weilen kann,
was kümmert mich die Welt!
Der Augenblick der Seligkeit 
er wird zur Seelenspur.
Find' ich ihn wieder, ewiglich,
in Stille und Natur?
Denn diese Zeit der Zärtlichkeit 
und unsagbarem Glück -
den Augenblick voll Seligkeit -
ich hätt' ihn gern zurück!

Bettina Zarneckow

Blüten der Wirklichkeit

Welch' bezaubernde Möglichkeiten, 
wie sie so leicht durch den Kopf mir weh'n!
Was für ein Hoffen auf Wirklichkeiten,
die mit dem Herzen ich vor mir seh'!
Kennst du den Raum der Möglichkeiten,
in dem Gefühle die Sprache leiten -
sämtlicher Mut verzichtbar scheint -
uns das Gewicht mancher Worte eint?
Denk, was dir undenkbar ist.
Fühl doch, was deine Seele vermisst.
Mal dir in kühner Zärtlichkeit
Blüten ins Bild deiner Wirklichkeit.

Bettina Zarneckow

Stefan Zweigs „Clarissa“

„Tränen der Zärtlichkeit“ – ein unbedingt empfehlenswerter Film nach einem Romanentwurf des Schriftstellers

Neben einer zauberhaften Liebesgeschichte zwischen der Österreicherin Clarissa und dem Franzosen Leonard steht im Blickpunkt dieses Films der Erste Weltkrieg. Erleben wir ein Déjà-vu?

Eure Bettina

Clarissa liest aus der Zeitung vor: Österreich mobilisiert.

Leonard auch aus der Zeitung: Frankreich stellt sich auf die Seite Serbiens, ebenso Russland. Die Österreicher sind Unterdrücker, die Serbien mit aller Gewalt auslöschen wollen. Sie wollen den Krieg.

Clarissa: Aber wer will Krieg? Glaubst du, dass wir den Krieg wollen?

Leonard liest weiter: In Paris demonstriert die Menge und schreit dabei ‚Tod den Deutschen‘.

Clarissa: Meinst du, Frankreich wird in den Krieg eintreten?

Leonard: Nein, das bezweifle ich. Die Sozialisten werden es verhindern. Sie stellen sich dem Massaker entgegen, dem Irrsinn.



Hier geht’s zum Film: